...der Name ist Programm...

Autor: Volker (Seite 2 von 3)

VFF Alpentour 2010.4

…der vorerst letzte Teil…

Irgendwie war bei allen die Luft draußen und die ganze Mannschaft schwächelte. Fünf Tage Offroad-Tour, fünf mal auf dem Boden oder im Dachzelt campen, fünf mal das Zelt auf- und wieder abbauen, fünf mal Hunger schieben, bis der doofe Grill endlich soweit ist…
…die Tage hatten ihre Spuren hinterlassen.
Also sollte heute ein gemütlicher Tag folgen und am Abend wollten wir uns dann ein nettes Hotel als Unterkunft suchen. Michael und Vanessa, Yves und Jasmin bekundeten zudem, daß sie ansich mittlerweile genug Berge gesehen und Schotter gefahren hätten und sie sich dann am nächsten Morgen auf den Heimweg machen wollten. Zudem sei das Budget ziemlich aufgebraucht und unterwegs wolle man nicht um Benzin betteln…
OK, dann schauen wir mal, ob wir noch was hübsches finden können und zum Nachmittag hin wurde dann wieder das Hotel Malamot auf dem Col de Mont Cenis angepeilt.

Erstmal durfen sich Micheal und Yves beim Abspülen so richtig nützlich machen. Zuvor hatten wir noch die Nudelreste vom Vorabend in die Pfanne geworfen… Lecker…
…da nächste Mal gibt es nur noch Pasta… 😉


Spüldienst…

Mit nur noch vier Vitaras ging es wieder hinunter ins Tal und nach kurzer Irrfahrt fanden wir den Einstieg in das Valle Argentera (keine Kz. ;-)). Eine Schotterpiste zog sich immer am Laufe eines Flüsschens tief in ein liebliches Tal hinein. Die Wiesen und Auwälder scheinen bei den Einheimischen als Campplätze sehr beliebt zu sein, aber ohne daß sich aber das Gedränge und Chaos wie auf einem Campingplatz abzeichnete. Na gut, Duschen gab es hier sicherlich auch nicht…


Ein liebliches Tal…


Gut, daß keiner einen Anhänger dabei hatte…

Zum Ende hin wurde es immer enger und schroffer, der Weg wurde steiler und links und recht stürzten sich Wasserfälle in die Tiefe. Über einige Serpentinengruppen ging es auf einsame Alm auf 2400m Höhe. Dort durften wir einem modernen Cowboy (=Kuhhirte) bei der Arbeit zusehen, auch wenn es einigen dabei bange um ihren Vitara wurde…


Hier läuft noch viel Wasser den Berg hinunter…


Moderne Cowboys…


Die Kuh wird doch wohl nicht…


Schöner Ausblick…

Leider war der Weg eine Sackgasse (oder Gott-sei-Dank, denn eine Weiterfahrt nach Süden war nicht eingeplant…) und so ging es auf ihm wieder zurück. Ich finde solche Situationen gar nicht so schlimm, da man manchmal bei der Rückfahrt viel schönere Ausblicke hat, als bei der Hinfahrt und die einem im ersten Augenblick gar nicht so aufgefallen sind.


Nein, kein Bildschimhintergrund von M$…


Grüne Täler…

Nach dem Strapazen mit dem Aufstieg auf die Alm genehmigten wir uns erstmal ein kleines Fußbad…
Eine Furt im Bach bot sich dazu geradezu an… 😉


Michael…


Yves…


und ich…

Anschließen ging es noch auf einen Kaffee auf eine bewirtschaftete Almhütte am Berg.
Bevor die Einheimischen anfangen für ihre tollen Wege eine Maut zu erheben, gehe ich lieber regelmäßig vor Ort einen Kaffee trinken und lasse so meinen Obulus da und bekomme noch dazu ein schwarzes Heißgetränk… :hinweis:
So ist allen gedient und keiner muß sich ausgenommen fühlen.


Die letzen Meter Schotter…


Kaffeepause…


Ein letzter Blick zurück…

Die Abfahrt von der Alm hatte es auch noch mal in sich, aber nachdem auch diese gemeistert war ging es durch liebliche Valle Argentera zurück auf Asphalt.


Einmal noch den Berg hinunter…


…und dann nichts wie weg…

Über Landstraßen führte der Weg nach Cesana, Oulx, Exilles und Susa um von dort aus wieder dem Col de Mont Cenisi zu erklimmen. Ein Besichtigung der Festung von Exilles, ein riesiger Steinquader mit bewegter Geschichte mitten im Susa-Tal mußte leider entfallen – die Mädels waren nicht mehr wach zu bekommen…


Wer schläft der sündigt nicht…


…wer vorher sündigt, schläft nachher besser… 😈

Leider war unser anvisiertes Hotel aber schon ausgebucht – Straßenbauarbeiten an der Passtraße und die Bauarbeiter hatten sich ausgerechnet unsere Bleibe ausgesucht. So ging es flotten Schrittes hinunter auf die französische Seite nach Lanslebourg-Mont-Cenis, wo die Eltern der Hotelbetreiber auch noch ein Haus haben.
Endlich wieder ein richtiges Bad, eine eigene Dusche und ein Klo zum sitzen – man wird nach so einer Tour etwas anspruchsloser…
…ein richtiges Bett und vor allen Dingen – WLAN… 😉

Nachdem die ersten Urlaubsgruß-e-Mails versendet waren, der Dreck von der Pelle geschrubbt war ging es dann ins Ort zum Abendessen. Es tat richtig gut mal nicht stundenlang auf den Grill warten zu müssen und auch der Abwasch interessierte einem nicht mehr. Ein richtiges Luxusleben…

Am nächsten Morgen ging es dann ans Abschiednehmen Michael und Vanessa, Yves und Jasmin zog es wieder in die Heimat. Ich empfahl ihnen zwar noch eine schöne Route über die Alpenpässe, aber ich glaube sie hatten genug von den Bergen und zogen die öde Autobahn durch die Täler vor.

Na gut, ich bekomme ja keinen Urlaub mehr, aber nichts desto trotz hatte ich noch ein paar Tage Zeit, bevor ich wieder zu Hause antreten mußte. So habe ich mich also dort unten noch ein wenig umgeschaut, was für schöne Strecken es noch dort zu fahren gibt…
…mal schauen – übernächstes Jahr…


…wie gemalt…


kalenderbildwürdig…

Don’t panic…
Die letzten solo Tage liefere ich euch auch noch nach, aber erstmal brauche ich eine schöpferische Pause. Ich bitte um Verständnis…

]V[ottek

VFF Alpentour 2010.3

Weiter geht’s…

Der nächste Tage sollte uns weitere Höhepunkte bescheren, genauer eine ganze Kette von Höhepunkten – genannt die Asietta-Kammstraße (Kz. 404).
Meine Worte vom Vortag haben wohl doch etwas bewirkt, jedenfalls ging es diesmal Ruck-Zuck und die Zelte waren eingepackt und die Autos abmarschbereit. Nur noch schnell den Campingplatz bezahlen und ab nach Oulx (keine Ahnung wie man das ausspricht…) zum einkaufen und Vorräte auffüllen – für die nächste Übernachtung war keine Dusche eingeplant.
Hinter Oulx fuhren wir durch das häßliche Wintersportort Sauze d’Oulx, an der Kapelle Notre Dame des Broussailles und an vom Skizirkus verwüsteten Landschaften vorbei zum Colle Basset (2424m), unseren Einstiegspunkt in die „Assietta“.


Auf der anderen Talseite waren wir vorgestern…


Im Verkehsschilderaufstellen nähern sich die Italiener deutschen Standards…

30km lang zieht sich der Weg auf Höhen zwischen 2000m und 2500m durch die Berge – einfach nur gigantisch…
Links und rechts hat man Ausblicke in das Susa- und das Chisone-Tal, wo 2006 große Teile der olympischen Winterspiele statt fanden.
Ich laß am besten einfach nur die Bilder sprechen…


…rechts wieder die Pyramide des Mont Chaberton…


einsame Wege…


…ziehen sich an der Bergflanke entlang…


Mittagsrast an einem Himmelsauge auf 2500m Höhe…

Nach einer Mittagsrast an einem Hillelsauge auf auf 2500m Höhe gings es dann weiter zu dem der Straße seinen Namen gebenden Testa dell‘ Assietta. Hier fand 1747 eine Schlacht zwischen Franzosen und Spaniern auf der einen und Italienern und Östereichern auf der anderen Seite statt. Später warfen dan die Spanier die Franzosen aus ihem Land und die Italiener die Österreicher – so ist das eben mit den Verbündeten…
„Respektiere deine Feinde – da weist du wenigstens auf welcher Seite sie stehen…“
Jedenfalls gehört diese Schlacht zum Gründungsmythos der Italiener, weswegen dort oben ein Obelisk und Schautafeln stehen.


Schlachtendenkmal auf dem Testa dell‘ Assietta (2567m)…


..da hinten geht die Straße weiter…

Weiter gings auf dem schmalen Weg gen Osten…


Ein Rudel Vitaras…


Stau auf der Assietta…

Am Ende der Piste gönnten wir uns erst einmal einen Kaffee und kauften leckeren Käse auf der Alm, bevor wir noch einen Abstecher auf den Colle delle Finestre (2176m) (Kz. 401) unternahmen. Die Jungs mussten natürlich gleich in die Unterwelt der dortigen Festung rein klettern – ohne richtiges Licht dabei ein waghalsiges und gefährliches Unterfangen.
Ich blieb mit den Mädels draußen – einer musste sich ja um sie kümmern, sollten die Kerle nicht mehr zurück kommen… 😈


Kaffeepause…


Auf dem Festungsdach…

Endstation unseres heutigen Tages sollte ein Rastplatz an der Straße nach Fenestrelle sein. Da wir mit dem Zeltaufbau noch warteten, bis der spärliche Verkehr vollends zum erliegen kam, genoß jeder die Abendstimmung auf seine Weise – die einen nahmen ein Sonnenbad, ein anderer nutzte das Fotolicht und andere schraubten an ihrem Auto… :work:


…drei Damen vom Grill…


Fotolicht…

Dann wurde der Grill angeworfen, die Zelte aufgeschlagen, das obligatorische Lagerfeuer entzündet und wir ließen den Abend gemütlich ausklingen…

Leider hatte wir am Vortag lesen müssen, daß die Assietta Mittwoch für den motorisieren Verkehr gesperrt sei. Mist, so mußte ich mir eine neue Route für den nächsten Tag zurecht legen. Zunächst ging es dann hinunter nach Fenestelle mit seiner riesigen Festung, die sich über dem kompletten Gebirgshang hinunter zog. Leider gab es keine Führungen oder so etwas. Benny und Yves wären ja gerne mal die 800m lange Treppe innerhalb der Festungsmauern hinauf gelaufen, gleichwohl wie Yves auch leider die ganze Tour über keinen geeigneten See für sein Hochgebirgsbad fand… :bae:
Also beschränkten wir uns auf einen Kaffee und fuhren weiter zum zweiten wichtigen Tagesordnungspunkt: Zigarettenholen… :jump:


…Nein, hier gib es keinen Einlaß…


Festung Fenestrelle, die größte in Europa…

Mehrere Versuche die Hauptstraße nach Sestriere (Kz. 403) zu verlassen scheiterten, so daß wir frustriert bis nach Cesana Torinese durchfuhren um unser Glück am Logo Nero (Kz. 405) zu versuchen. Der See war komplett mit Italienern überlaufen, aber der Weg schraubte sich weiter in die Berge und wir fuhren ihm hinterher. Nach einem Abstecher zu einem Hochplateau, der sich leider als Sackgasse entpuppte ging es in einer Runde über den Colle Bercia zu einer Lichtung mit tollem Ausblick nach Sestriere und Cesana, dort wollten wir unser Nachtlager aufschlagen.
Benny und Simone trennten sich hier von uns – zwei Nächte ohne Dusche waren einfach zu viel…


Schotterpisten…


…und Vitaras…

Leider meinten auch die Fliegen, daß dies ein schöner Ort sei, aber als es dann kühler und dunkler wurde verschwanden diese auch wieder. Zur Abwechslung gab es einmal Pasta – irgendwann hängt einem das Gegrillte einfach zum Halse heraus…


Die Fliegen lieben wohl die Wärme…


Pasta satt…


Campplatz in luftiger Höhe…

…wir fortgesetzt…

]V[ottek

VFF Alpentour 2010.2

So, weiter gehts…

Die Nacht war relativ frisch. Kein Wunder, waren wir ja auch auf stolzen 2162m über N.N.
Spät nachts zeigte das Thermometer nur noch 7°C an. Trotzdem war am Morgen kein Murren zu vernehmen und auch am Vortage war keine Beifahrerin angsterfüllt aus dem Auto gesprungen…
Nundenn, das versprach noch eine interessante Tour zu werden – ich hatte da auch schon anderes erlebt… :cafe:

Nach dem Frühstück, mit herrlichen Blick auf das im Dunst unter uns liegende Susa-Tal, wurde der Camp-Platz noch aufgeräumt (Das einzige was wir hinterlassen wollten war ein guter Eindruck…) und es ging weiter zum Fort auf dem Monte Jafferau (Kz. 394).


Frühstück…


Das Susa-Tal im Morgendunst…

Die Landy-Fahrer wollten uns zwar noch mit ein paar Schauergeschichten über zu überquerende Leitplanken und so auf die Strecke einstimmen, aber auch davon ließen wir uns nicht verwirren, genauso wenig wie von einigen Wanderer, die behaupteten die Straße sei durch einen Erdrutsch gesperrt.
Den schmalen Wiesenweg ging es wieder hinunter, mit einem tollen Blick auf den Mont Chaberton, der leider nicht mehr anfahrbar ist.
Wie immer war dann alles halb so schlimm. Der Erdrutsch war locker zu überfahren und an dem Leitplankenloch kämen die schmalen Vitaras auch ohne Hilfe noch vorbei.


Blick auf den Mont Chaberton…


Erdrutsch…


…und die Leitplanke…

Durch den berühmt-berüchtigten Tunnel hindurch stiegen wir dann in schwindelerregende Höhen auf 2801m hinauf.
Respekt vor den Radfahrern, die sich dort mit eigener Muskelkraft hinauf plagen. Kein Respekt, wenn einige Verkehrsteilnehmer glauben, der Weg würde ihnen alleine gehören…
Das ist halt eines der Probleme, die man hat, wenn man sich am Wochenende in die Berge begibt – tausende von Einheimischen haben alle die gleiche Idee…


Hier wächst nicht mehr viel…
…aber gerade deswegen muß man aufpassen, wo man rum fährt


Die alten Geschützstellung laden zum erforschen ein…

Die Straße ist nun bis hinauf zum Fort ausgebaut und nördlich davon wartet jetzt ein geräumiger Parkplatz.
Die Abfahrt nach Bardonecchia war nur mit einem einfachen Fahrverbot belegt – dies wird allgemein als Haftungsausschluß interpretiert, aber nicht als ein „richtiges“ Verbot…
Aaaaalso, wenn wir nun schon mal da waren und die Strecke hinunter nicht wirklich verboten…
…dann fahren wir sie eben mal… …wir waren ja nicht zum Vergnügen dort… 😉

Bilder davon habe ich allerdings keine. Es ging steil und steinig an den Liftstationen vorbei in die Tiefe. Ich war froh, als wir alle heil unten ankamen.
Daraufhin genehmigten wir und erst einmal eine zünftige Brotzeit in einer dortigen Berghütte. Zudem mußten wir die Tour neu planen, da ich ansich nicht mit einem Abstieg nach Bardonecchia gerechnet hatte. Derweil fesselte der Wirt unsere Gruppenmitglieder nicht nur mit alkoholisierten Zuckerlies, sondern auch noch mit richtigen Stricken. :popcorn:


Fesselspielchen…


Hinunter nach Bardonecchia…

Auf vielfachen Wunsch einzelner Personen nach einer Dusche, wurde dann auf dem Campingplatz hinter Mezelet, unterhalb des Col de l’Echelle (Kz. 492) Quartier bezogen. Gut, daß es Sonntagabend war und die Dauercamper sich so langsam wieder verzogen. Dennoch war das Chaos, besonders bei der Anmeldung typisch italienisch…
Nachdem das endlich geklärt war, wurde dann der Grill angeworfen und wir konnten zum gemütlichen Teil des Abends über gehen: Auto schrauben…
…bin ich denn mit Jeepers unterwegs? :work:


…noch nie so viele defekte Vitaras gesehen…


Bennies Tarnzelt – auf ’nem Campingplatz…

Am nächsten Tag stand nun der Colle Sommemeiller (Kz. 395) auf dem Programm und wir beschloßen einen weiteren Tag auf dem Campingplatz zu bleiben. Es passte einfach gut in die Routenplanung und am Abend lockte eine Pizzeria mit etwas Abwechslung zur Grillerei…
Leider wollte das Wetter nicht so recht und in den Bergen ballten sich bedrohlich die Wolken, so daß ich etwas zur Eile drängen mußte. Nachdem wir uns noch im Städtchen mit lebenswichtigen Gütern (Zigaretten ) eingedeckt hatten ging es dann endlich in die Berge hinauf – wenn auch nicht mehr alle folgen wollten…


…die Wolken drücken über die Berge…


Serpentinen über dem Rifugio Scrafiotti…

Zwischendurch muckte nochmal Yves Stoßdämperverlängerung. Na Mahlzeit, das würde mir noch fehlen, daß jemandem in diesen Serpentinen ein Rad abfällt…
Also nochmal alles richtig angezogen und auch die Sicherungsschraube mit dem 3mm-Imbus-Schlüssel festgewatzt… (wer Sarkasmus findet, darf ihn behalten… )


…die ominöse Sicherungsschraube…


…es fehlt jetzt nur noch Leonardo und etwas schmalzige Musik…

Weiter zog sich der Weg durch eine Wüste aus Stein, Eis und Wind, bis wir durch ein riesiges Geröllfeld hindurch den Endpunkt der Route erreichten. Mittlerweile sind die Reste des Rifugio beseitigt und eine Holzbarriere verhindert eine Weiterfahrt auf den Fahnenhügel.
Ok, dann machen wir aus der Not eine Tugend und laufen ein paar Meter…


Steine, Steine, Steine…


Schotterhalde…

Auf 3008m erwartet uns dann der Lac de Sommeiller…
…nur zum Baden war keinem zu mute… 😉


Guppenbild vorm Lac Sommeiller…


…und hier die Arbeitstiere…

Auf der Rückfahrt machten wir noch Station im Rifugio Scarfiotti und nahmen dann noch einen Kaffee in Bardonecchia. Der Regenschutt belastete uns dann auch nicht mehr, wir waren ja wieder gesund vom Berg herunter gekommen.
Abends gab es dann die versprochene Pizza, dazu noch, italientypisch, Nudeln als Vorspeise. Bier und Grappa rundeten dann das Ganze ab, so daß wir dann alle Mann, satt und zufrieden, ausgequatscht und wieder verbrüdert uns in unsere Zelte verkrochen.

Am nächsten Tag erwartete uns dann das nächste Highlight…
…ähem, hatten wir eigentlich nicht die ganze Zeit ein Highlight nach dem anderen?…

…wird fortgesetzt…

]V[ottek

Tunesien 2006.1

So Leute, ich muß doch jetzt endlich mal meinen Reisebericht von unserer Sylvester-Tour zum Besten geben, bevor ich wieder alles vergessen habe und noch wichtiger, bevor ich schon wieder die nächsten Touren drehen werde. ;-)

22.12.2006; Anfahrt

Oh Gott, viel zu früh! Das ist mir noch nie passiert!
Um die Mittagszeit ist das ganze Gerümpel im Auto verstaut und in 24 Stunden soll die Fähre in Genua ablegen. Die hat zwar bisher immer stundenlange Verspätungen gehabt, aber wenn ich mal unpünktlich sein sollte, fährt sie garantiert auf die Minute genau ab.
Also tschüss gesagt und auf die Piste gen Süden. Der Tacho zeigt 16421 km, wobei er dezent die doppelte Umrundung verschweigt, die er schon hinter sich hat. Wenn technische Probleme auftreten sollten, ich in einen Stau komme oder müde werde, hätte ich also ein gutes Zeitpolster. Es kam, wie es kommen mußte: keine Probleme, kein Stau und keine Müdigkeit. Der Vitara läuft wie am Schnürchen und nur kurz vor den St. Gotthard-Tunnel geht es etwas schwerfälliger, so daß ich gegen Mitternacht, unter Mißachtung sämtlicher Fahrbahnmarkierungen und Geschwindigkeitsbegrenzungen in Genua einschwebte. Die Autobahn war menschenleer und ich folgte einfach nur einem Laster vor mir, dessen Fahrer die Strecke genau so gut zu kennen schien wie Michael Schuhmacher die Straßen von Monte Carlo. :-)
Nur was macht man um Mitternacht am Hafen von Genua? Die Stadt ist bis zum letzten Winkel hell erleuchtet und am erste Parkplatz, den ich anfuhr standen lauter frierende junge Damen in, der Jahreszeit nicht angepassten, kurzen Röcken und Blusen…
Naja, für solche Spielchen ist der Vitara wahrlich zu kurz. :twisted:
Also noch schnell eine kleine Rundfahrt angehängt und einen ruhigen und dunklen Ort in den Bergen hinter Genua gesucht. Eine Schöne Gegend, die könnte man auch einfach mal so besuchen.

23.12.2006; Genua

Irgendwann morgens ging es mir ähnlich wie den Damen am Vortag, weil ich zu faul war den Schlafsack heraus zu kramen fror ich jämmerlich, es ist eben Ende Dezember. Also den Vitara wieder angeworfen und durch Täler und Schluchten zurück nach Genua. Gelobt sei mein TomTom-Navigationsprogramm, ich hätte sonst nie wieder zurück gefunden. Am Hafen erstmal einen Supermarkt gestürmt und meine Biervorräte aufgefüllt. Allerdings kostet das Zeugs in Italien so viel, da kann ich das nächste Mal den Stoff gleich in Deutschland kaufen und auf das Dosenpfand pfeifen. (PS. noch besser ist es das Bier als 5-Liter-Partyfässer zu kaufen – nix Pfand und am abendlichen Lagerfeuer findet man viele Freunde, die gerne einen mittrinken würden…)
Nächste Amtshandlung: Frühstück. Oh, ein Nordamerikanisches Spezialitätenrestaurant mit den goldenen Bögen: McFrühstück gibt es doch garantiert auch auf italienisch… Pfeifendeckel – „Scussi, wir öffnen erst ab 11:00 Uhr…“ Bin ich heute nur vom Pech verfolgt? Wo ist der blöde Clown, damit ich mich beschweren kann? Okay, dann wenigsten in der angrenzenden Espresso-Bar noch einen kleinen Muntermacher geschlürft und dann ab zum Hafen.
Ich fahre jetzt nun schon das vierte Mal nach Tunesien und wirklich jedesmal ist die Zufahrt zur Fähre eine andere. Ich verfahre mich wieder auf dem Hafengelände und werde irgendwie dort heraus gespült. Also noch einmal retour in den Dschungel von Genua – Danke lieber TomTom, bei den drei Ebenen der Hochstraße hast du es wahrlich nicht leicht gehabt, aber trotzdem hast du mich sicher zum Ziel geführt…
Die Jungs an der Eingangskontrolle schauten dann vielleicht blöd: zwei weiße Vitaras, die nach Tunesien wollten… ;-)
Dank meiner aufgeschnallten Sandbleche war wenigsten meine Reiserichtung klar: Sahara! Beim zweiten Anlauf klappte es dann besser und all die freundlichen Einweiser schickten mich fleißig immer weiter in Richtung „Kartaaaasch“. Auf einmal stand ich auf dem Abfertigungshof in der Warteschlange und durfte dem verdutzen Kontrolleur erklären (Ich kein italienisch – er nix anderes…), daß ich Mitglied einer Reisegruppe bin und der Tour-Guide mit den Tickets. Bordkarten usw. noch nach kommt.
OK, also das Handy gezückt und mal abgeklärt was Sache ist. Natürlich wartet die Truppe an einem Treffpunkt im Hafen auf mich, der so nicht abgeklärt war, weil es letztes Jahr hier noch ganz anders aussah und den ich nicht mitbekommen habe, da ich ja der erste war…
Egal ich bin schon drinnen und der Rest kann nachkommen. Genau das geht irgendwo unter und erst nach einem weiteren Telefongespräch herrscht Klarheit: „Der Volker kommt nicht mehr, der Volker ist schon da…“. Also rückt der Rest der Truppe endlich nach, aber leider zu so einem ungünstigen Zeitpunkt, daß der eigentliche Wartebereich gefüllt ist und sie auf einen Reserveparkplatz verwiesen werden. Dort standen sie dann so unglücklich, daß sie erst Stunden nach mir, quasi als das Allerletzte auf die Fähre fahren konnten. Toller Einstand :!:
Über die Verspätung der Fähre brauche ich unter Eingeweihten wohl keine Aussage zu treffen: meine geschätzten 6 Stunden wurden mit 5h45 knapp unterboten.

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Alle warten auf die Fähre; die kleinen Autos müssen alle in den „Keller“

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Organisiertes Chaos…

24.12.2006; Genua – Tunis

Okay, wir waren jetzt alle wohlbehalten auf dem Schiff und der Urlaub konnte beginnen…
Zum Abendessen das erste beschnuppern der Gruppe. Mit einigen bin ich auch ohne Touren-Fahrerei befreundet, einige kannte ich von früheren Touren und einige sah ich das erste Mal. Schaun’mer’mal, was dabei herauskommt. Die lange Warterei zerrte bei einigen schon an den Nerven und die Angst vor der bevorstehenden Überfahrt (ich sage da nur: Seekrankheit!) tat sein übriges. Nach ein paar Bierchen an der Bar ging es recht früh zu Bett, nicht ohne zuvor noch schnell die tunesischen Einreiseformulare auszufüllen und abstempeln zu lassen. Wer glaubt, die Deutschen wären bürokratisch, war noch nie in Tunesien…
Am nächsten Morgen dann ein französisches Frühstück (Kaffee, Croissant, und Brötchen mit Marmelade – also nicht der Rede wert…), ein leckeres Mittagessen und dann am frühen Abend Anlandung in Tunis. Ich durfte mit meinem kleinen Vitara im Keller stehen und wurde zudem noch zu einem beschissenenn Platz dirigiert. Einige freundliche Worte mit dem Lademeister: „Tunesien hat bei der Fußball-WM hervorragend gespielt. Schade, daß sie nicht weiter gekommen sind…“ und ein paar silberglänzende Kugelschreiber können aber in so einer Situation Wunder wirken…
Alle Tunesier mußten stehen bleiben, damit ich aus meiner Ecke raus konnte… :-)
Ein Pärchen mit einem umgebauten SJ mit LJ-Karosserie nutze die Chance gleicht mit das Schiff zu verlassen.
Draußen aus der Fähre empfängt uns Tunesien dann mit REGEN! Hey, ich bin hier um Urlaub zu machen… Stoisch winken uns die Grenzer in unsere Bahnen, um dann das gewohnte Prozedere ablaufen zu lassen: Ausweiskontrolle und Zollkontrolle, für Touristen alles etwas beschleunigt. Die armen Tunesier müssen ihre vollbeladenen Fahrzeuge komplett aus- und abräumen und nachher wieder alles verschnüren… Horror!
Ruck-Zuck bin ich aus dem Hafengelände draußen und warte wieder einmal auf den Rest der Truppe. Nach und nach trudeln alle ein, bis auf ein Paar, das im Gedränge seine Papiere verloren hat. Die finden sich dann an der Rezeption des Schiffes, wo sie ein ehrlicher Finder, samt allen Bargeldes, abgegeben hat. Ich glaube bei uns wäre das nicht so glimpflich ausgegangen.
Unser erstes Hotel ist nur ein paar Minuten vom Hafen entfernt. Gunther Schneider von Ventura-Tours, der unsere Reisegruppe leitet, kennt die Verspätungsprobleme schon seit 15 Jahren und möchte nicht mehr erst noch lange nach seinem Hotel suchen. Also die Autos vor dem Hotel abgestellt – der hühnenhafte Türsteher wird heute Nacht ein Auge auf sie haben – kurz frisch gemacht und ab zum Abendessen. Sogar ein Weihnachtsbaum blinkt wie eine Lichtorgel im Saal – Ach, wie stimmungsvoll… ;-)

25.12.2006; Tunis – Douz

Unser erster Tag in Afrika! Der Regen hat aufgehört und die Sonne begrüßt uns auf ihrem Kontinent.

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Am Strand von Tunis

Frühstücken, packen, auschecken, tanken und ab geht es in Richtung Süden. Der Regen der letzten Tage hat Nordtunesien in eine Seenplatte verwandelt. Wir fahren über die Autobahn bis kurz vor Kairouan und dann weiter über Landstraßen nach Gabes, nur unterbrochen von einer Mittagsrast und einem Kaffee+Tankstop bei Skhira. Über Matmata und einem Stop an einer der typischen Höhlenwohnungen geht es nach Westen, der Sonnen entgegen, nach Douz – dem Tor zur Sahara.

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Tunesien, eine Seenlandschaft ?

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Dem Sonnenuntergang entgegen

Im letzten Sonnenschein erreichen wir Douz – ein Höllenritt über 550 km! Die Alternative wäre ein Camp im Outback, aber irgendwie sind wir noch verwöhnt und ziehen unsere Zimmer im Hotel Le Saharien Paradies mitten im Palmenhain von Douz, mit warmen Duschen und abendlichen Büffee, dem campen weit ab der Zivilisation vor. Da zudem immer noch Weihnachten ist, lassen wir uns die festliche Stimmung nicht verderben. Einer der Teilnehmer hat eine Schwarzwälder Fichte mit auf der Ladefläche, ein anderer Christbaumkugeln im Form von kleinen Pannacotta-Kuchen, ein dritter die notwendigen Kerzen, samt Haltern und ein weiterer jede Menge Schokoladenweihnachtsmännern, von denen wir die meisten an die tunesischen Kellner, für deren Kinderschar :-), weitergegeben haben. So erstrahlt also im fernen Douz ein herrlicher Weihnachtsbaum und verkündet die frohe Botschaft: Deutsche Touristen sind da… :twisted:

26.12.2006; Douz

Douz ist so schon im Normalzustand eine quirlige Stadt, aber um die Weihnachtszeit geht dort die Post ab. Das hat jetzt nicht mit unseren Wertvorstellungen von Weihnachtstrubel zu tun, sondern eher damit, daß Ende Dezember in Douz ein Sahara-Festival statt findet, an dem sich die Berberstämme Nordafrikas treffen. Man trifft sich auf dem großen Marktplatz um Geschichten zu erzählen, zu tanzen und zu musizieren, um ein Schwätzchen zu halten und um einen Tee zu trinken. In der großen Wettkampfarena finden Kamelrennen und Schauvorführungen statt.

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Tunesische Folkloregruppe auf dem Souk von Douz (zum Video, ca. 10MB)

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Geschichtenerzähler vor hunderten von Zuhörern (zum Video, ca. 7MB)

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Die Schönheiten warten auf ihren Auftritt

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Geschäftiges Treiben auf dem Marktplatz

Unser trachten galt aber mehr dem Auffüllen unser Treibstoff- und Wasservorräte, sowie den letzten Einkäufen vor der großen Wüstentour. Mein Turbantuch, hier Cheche genannt (gesprochen Tschesch), liegt natürlich wieder einmal zu Hause. Also gleich ein neues gekauft und auch noch gleich ein Tuareg-Kreuz um den bösen Blick zu bannen. Da ich die enge Kette nicht so ohne weiteres um den Hals bekomme, ordere ich eine Sonderanfertigung mit einer extra langen Glasperlenkette. Der arme Kerl saß dann mehrere Stunden daran, die fitzekleinen Perlchen wieder auf eine Schnur auf zu pfriemeln.

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Schmuckhändler bei der Arbeit

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Hier gibt es alles was man zum Leben braucht…

Nach einem Picknick in den Dünen hinter Douz versuchten wir uns erstmals im Sand. Die Gruppe ist mit 13 Fahrzeugen und 21 Personen recht groß. Zudem hat ein Großteil der Teilnehmer keinerlei Wüstenerfahrung und so gilt es erst einmal ein Gefühl für dieses Terrain zu bekommen. Der Luftdruck wird abgesenkt, damit die Reifen eine größere Aufstandsfläche bekommen, alles Lose im Auto wird festgezurrt, da es sonst nur einem um die Ohren fliegen würde und los ging es in die ersten Dünen. Schnell hat man heraus wieviel Schwung man braucht um die Düne zu erklimmen und wieviel Reserve noch nötig ist um auch auf der anderen Seite weiterfahren zu können. Auch konnten gleich die ersten Bergetechniken ausprobiert werden, weil es einfach nicht ausbleiben konnte, daß sich hier und da jemand festfährt.

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Hier waren die Dünen noch recht zierlich

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Sobald der Sand fliegt hat man verloren

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Aber es ist immer jemand in der Nähe, der einem mal kurz von der Düne ziehen kann

Dank des höheren Fahrwerkes und der größeren Reifen schlägt sich mein Vitaralein recht wacker. Nur einmal saß ich längs auf einem Dünenkamm, den ich zwecks besserer Fotoperspektive erklommen hatte und ließ mich sicherheitshalber rückwärts wieder runter ziehen. Eine Abfahrt erschien mir wegen der Schräglage etwas zu riskant.

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Ein Vitara im Sand

Nach der Spielerei wurden die Autos noch mal vollgetankt und es ging zum Abendessen zurück ins Hotel. Danach war auch unser einheimischer Führer Amor eingetroffen und es wurden die Pläne für die nächsten Tage in der Wüste besprochen.
In unserem Hotel feiert eine algerische Schulklasse ihren Klassenausflug und so geht der Abend mit tunesischen Gesängen, bei Bauchtanzmusik und Getrommel zu Ende. Einer unserer jüngeren Mitfahrer verliert sein Herz an eine der Schönheiten aus tausendundeiner Nacht und es fällt ihm am nächsten Morgen sichtlich schwer Adieu zu sagen. :bye:
Tja, wenn man eine Reise macht, da hat man etwas zu erzählen…

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Mittendrin statt nur dabei

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Die Musik geht ins Blut (zum Video, ca. 11MB)

Fortsetzung folgt…

Mottek

Tunesien 2006.2

…und weiter geht es mit meinem Reisebericht…

27.12.2006; Ab in die Wüste

So, vorerst das letzte mal in einem Bett geschlafen, das letzte mal geduscht, das letzte mal beim, na ihr wisst schon…, etwas in Ruhe gelesen…
Heute geht es in den Grand Erg Oriental, der großen östlichen Sandwüste.
Das Gepäck wird verstaut, die Lebensmittel auf die einzelnen Fahrzeuge verteilt, wobei ich hier eine der wenigen Vergünstigungen hatte, daß ein anderer Mitfahrer meine Kiste noch in seinen Land Cruiser verstaute; der Vitara war einfach voll! Wir reihen uns in die Kolonne ein, immer ein Auto ohne Winde zwischen zwei Fahrzeuge mit Winde. Die schwächeren Fahrzeuge und Fahrer nach vorne, damit sie noch gut fahrbare Bedingungen vorfinden, die „richtigen Geländewagen“[TM] nach hinten. Als dann auch endlich unser Führer eintraf, setzte sich die Karawane langsam in Bewegung. Das Abenteuer beginnt :!:

Wir verlassen Douz in südliche Richtung und kämpfen uns durch ein Dünengebiet mit lauter kleinen Dünchen: auf und nieder – immer wieder.
Mittagsrast machen wir dann an einem Café mitten in der Wildnis. Man kennt sich hier und so ist es auch kein Problem, daß wir Tische und Stühle okkupieren und die vom Tour-Leiter mitgebrachten Speisen verköstigen. Es gibt so exotische Sachen wie Streichleberwurst, Salami, Käse und Gewürzgurken. Gut daß ich in Douz ein paar Büchsen Harissa eingekauft hatte. Zum krönenden Abschluß gab es dann noch einen frischen Kaffee vom Wirt.
Weiter geht es Richtung Nationalpark Jebil, der leider mittlerweile fast vollständig von einem häßlichen Zaun umgeben ist. Also bleibt uns nichts anderes übrig den Park auf einer Holperpiste zu umrunden.
Dann nach Süden in Richtung Tembain, eines riesigen Tafelberges in Mitten der Wüste. Eine erste Dünenkette wird problemlos gemeistert und die ausgefahrenen Spuren sagen uns, daß hier wohl ein reger Verkehr herrscht.

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Gut ausgefahrene Strecke

Etwas abseits der Piste wird dann auch schon baldig das erste Camp aufgeschlagen. Der Aufbau der Gemeinschaftszelte muß eingeübt werden und auch sonst wollten wir uns keinen Streß machen.

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Gemeinsamer Zeltaufbau

Danach baut sich ein jeder seine eigene Schlafstatt, während Gunther Schneider mit seiner Frau Lilijana sich um das Abendessen kümmerte. Meist gab es etwas Leckeres aus der Suppenküche, angereichert und verfeinert vom Chef persönlich und auf einen Nachtisch mußten wir auch nicht verzichten. Klar, daß man in der Wüste Probleme hat frische Ware zu bekommen, aber das Essen war immer schmackhaft und reichlich. Hungern auf einer Tour mag ich gar nicht!
Zwischenzeitlich war von unserem Führer Amor immer schon ein Lagerfeuer entfacht worden und meist war auch schon das erste Wüstenbrot in der Glut gebacken.
Nach dem Abendessen und dem gemeinsamen Aufräumen und Abspülen traf man sich dann am wärmenden Feuer, denn nach Sonnenuntergang wird es empfindlich kühl in der Wüste.

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Lagerfeuerromantik

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…und wenn das Lagerfeuer nicht reicht hilft vielleicht kuscheln

28.12.2006; Tembain

Die Nacht war kühl und feucht. Nicht was ihr schon wieder denkt… :-) Es hatte in der letzten Zeit recht heftige Regenfälle in Tunesien gegeben und auch die Wüste hat so einiges davon abbekommen. Der Sand war schön feucht und fest, was zwar für das Fahren toll war, aber der Camp-Abbau verzögerte sich auch nicht unerheblich, weil alle Zelte und alle Dinge die nachts draußen blieben auch klamm und feucht waren.

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Sonnenaufgang im Nebel

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Eine wärmende Tasse Kaffee – ohne das würde ich nicht mitfahren…

Nach einem ordentlichen Frühstück, natürlich wieder mit selbstgebackenen Wüstenbrot, wurde dann das Camp abgebaut und es ging wieder auf die Piste. Unser heutiges Ziel waren die Berge des Tembain, zwei riesige Tafelberge aus Korallen- und Muschelgestein mitten in der Sandwüste. Zwischen den Bergen hindurch ging es hinunter in eine Senke mit einem uralten Karawanenbrunnen. In den steinigen Boden wurde vor unendlicher Zeit ein 50 m tiefes Loch gegraben, nur leider ist dieser Brunnen, wie so viele andere mittlerweile versiegt.

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Zwischen den Tafelbergen

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Auch kleine Sandhaufen können ihre Tücken haben

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Am Bir Tembain

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Gruppenfoto mit Brunnen

Auf der gleichen Spur ging es dann wieder aus dem Tembain-Becken hinaus. Am Jebil, was einfach nur Berg heißt, machen wir eine Mittagsrast und dann nahmen wir Kurs auf die Oase Ksar Ghilane. Ein Stück folgten wir der autobahnbreiten Piste um sie dann nach Süden zu verlassen und mitten im Niemandsland des Erg Zmilet unser Lager aufzuschlagen. Der Aufbau der Zelte ging nun auch viel einfacher von der Hand und so blieb auch genügend Zeit den herrlichen Sonnenuntergang zu genießen.
Auch mein neues Zelt bewährte sich bestens. Dank eines patentierten Mechanismus wir es mit einem Handgriff, wie ein Regenschirm, aufgespannt. Mit 145 cm Innenhöhe und einem kleinsten Durchmesser von 240 cm ist es auch groß genug, daß man sich darin noch bewegen kann.

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Mein neues Superzelt ;-)

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Vitara im Sonnenuntergang

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Faszinierendes Farbenspiel am Abendhimmel

Abendessen und Lagerfeuer schlossen auch diesen Tag ab.

29.12.2006; Ksar Ghilane

Das morgendlich Warten auf den Sonnenaufgang. Vorher ist es einfach zu kalt um den wärmenden Schlafsack zu verlassen. Brrrr. Sobald die Sonne scheint kann man es wagen die Nase wieder aus dem Zelt zu strecken. Das Frühstück mit heißen Kaffee lockt und so überwindet man den inneren Schweinehund.
Schlafsack und Luftmatratze zusammen legen, das Zelt abbauen, das ganze Gerümpel wieder ins Auto räumen und fest verzurren. Das Ganze wird mittlerweile zur Routine. Auch daß einige Heißsprorne morgens noch ein bisschen mit dem Pickup spielen und sich dabei regelmäßig festfahren und wieder von der Düne gezogen werden müssen. ;-)

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Morgendliche Frühgymnastik

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Holztransporter

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Im Formationsflug über die Piste

Nach einen Abstecher ins Bibène-Gebiet zum Holzsammeln geht es wieder auf die Piste nach Osten. Nach der obligatorischen Mittagsrast am einem Café, kurz vor dem berüchtigten Dünengürtel, geht es immer weiter unserem heutigen Ziel entgegen: Die Oase Ksar Ghilane mit dem dazugehörigen Fort in den Dünen.

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In Reih und Glied am Aussichtspunkt

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Die alte Festung versteckt sich im Sand

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Westliche Auffahrt zum Fort

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Vitara-Video (zum Video, ca. 5,5MB)

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Im Hintergrund ist die Oase zu erkennen

Nachdem wir ausgiebig das alte Gemäuer inspiziert, bzw. andere ihr Vehikel wieder aus dem Sand geborgen hatten, sollte nur noch der Katzensprung in die Oase gefahren werden, um den Tag gemütlich am Pool ausklingen zu lassen. :twisted:
Leichter gesagt, als getan! Die Spur war dermaßen zerfahren, daß wir aller größte Mühe hatten da durch zu kommen. Ein steiler Hang erwies sich für einige als fast nicht zu schaffen, ein andere Teilnehmer stand in bedrohlicher Schräglage in einem Sandloch und konnte erst durch das beherzte Eingreifen eines Berge-Unimogs sicher aus seiner mißlichen Situation befreit werden. Und bei der wilden Hatz durch die Sandberge driftet ich aus der Spur und stand auf einmal mit dem linken Vorderrad auf einem Kamelgrasbüschel, das recht grüßend in die Luft erhoben. Aber genau das ist der Grund, warum man nicht alleine solche Touren unternehmen sollte. Der Kollege hinter mir zog mich mal kurz wieder runter und schon ging die Fahrt um den Busch herum weiter.

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Gerade so geschafft

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Das letzte Stückchen fehlt einfach noch

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Vitara in Not

Mit einbrechender Dunkelheit erreichten wir endlich alle die Oase und schlugen unser Camp im Tamariskenhain auf. Die Bäume schützen gut vor Kälte und Nässe, so daß wir uns den Aufbau des Gemeinschaftszelts sparten. Lieber gingen wir gleich an den warmen Pool um uns den Dreck der letzten Tage abzuspülen.

Im Pool von Ksar Ghilane liegen, den Sternenhimmel über sich und eine Büchse Bier in der Hand – Herz was willst du mehr ???

Fortsetzung folgt…

Mottek

Ungarn 2007.1

Hallo Fans;
Vielleicht schon lange erwartet, vielleicht auch schon lange befürchtet, muß ich mal endlich meinen Reisebericht von meiner letzten Off(On)-Road-Tour zum Besten geben, bevor ich in einer Woche den nächsten schreiben darf.

01.05.2007; Auf der Autobahn

Der Name meiner Website, wenn sie denn irgendwann einmal so richtig mit Leben gefüllt wird, ist www.Tour-Bequem.de und der Name ist Programm!
Er entstand mal als Verballhornung auf den Name der Mutterfirma eines Off-Road-Reiseanbieters, als die Tour-Guides meinten des Abends lieber noch ein paar Kilometer herunter schrubben zu müssen anstatt das Camp zu machen und als stattdessen einen gepflegten Sun-Downer zu genießen.
Jedenfalls ist die Idee einer entspannten Off-Road-Reise, ohne Hektik und Eile, und auch der dazugehörige Freundeskreis bestehen geblieben und so trifft man sich regelmäßig zu gemeinsamen Touren.
Diesmal stand wieder einmal Ungarn auf dem Programm und so ging es am 01. Mai mit Kilometerstand 221037 von Ulm aus los. Über die, dank Feiertag recht ruhige, Autobahn ging es über München, Salzburg und Wien, erstmal zum Neusiedler See. In Wien habe ich nur kurz die neue Südumgehung verlassen um die Pferde zu füttern und schon stand ich in der Warteschleife vor der Abflughalle des Wiener Flughafens Schwechat – da wollte ich nun wirklich nicht hin.
In Neusiedl traf ich dann wieder meine Mitfahrer, zwei Ehepaare aus der Nähe von Ulm, sie waren morgens früher aufgebrochen, um die Abendstimmung am See zu genießen – ich lieber etwas später um gleiches mit dem Frühstück zu machen. 😈
Siggi und Heinz fahren einen dreitürigen Grand Vitara. Der einzige Umbau fürs Gelände war, daß die Original-Anhängekupplung abgeschraubt wurde. Das doof Ding hängt hinten so tief, daß es sich bei unserer ersten Tour ständig als “Erdanker” betätigte. Erika und Wolfgang waren mit ihren Nissan Patrol Geländemonster mit dabei. Einiges an Ulm- und Anbauten sicherten ihnen auch das Vorankommen im schwersten Gelände, aber unsere Tour sollte ja nicht ganz so extrem werden – es war ja Urlaub angesagt.

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Siggi und Heinz mit ihrem Suzi

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Wolfgangs “Orga 3” Patrol

Von Neusiedl fuhren wir dann noch ein paar Kilometer nach Ungarn hinein um im Panzió Hummel in Pér, südöstlich von Györ, Quartier zu beziehen. Im benachbarten Restaurant wurden dann bei einem deftigen, ungarischen Abendessen auch die ersten Liter ungarischen Rotweines und Biers verköstigt. Ihr könnt euch denken, daß dieser Brauch dann auch an den nächsten Abenden gepflegt wurde.

02.05.2007; Durch die Felder

Ausgeschlafen und gut gefrühstückt ging es dann am nächsten Morgen endlich richtig los. Nach einem kurzen Abstecher nach Kisbér, um Lebensmittel, Trinkbares und Bargeldreserven wieder auf zu füllen, verließen wir erstmal den Teer um uns über die “Erdstraßen”, wir würden Feldwege dazu sagen, in Richtung Nordosten voran zu tasten.

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Staubige Pisten durch grüne Felder

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Pause am See

Auch in Ungarn hatte es lange Zeit nicht geregnet und die Sonnen schien kräftig von einem strahlend blauen Himmel herunter, so daß die Erde auf diesen Erdstraßen in fein pulverisierter Form vorlag – Staub!

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Man muß nur schneller fahren als die Staubwolke

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Vor lauter Staub sieht man das Fahrzeug gar nicht mehr

Mächtige Staubwolken hinter uns her ziehend, fuhren wir durch die Agrar-Steppe Transdanubiens auf Tatabánya zu. In den Bergen kurz davor machten wir dann Mittagsrast und verzehrten von den gerade gekauften ungarischen Köstlichkeiten.
Hinter Tatabánya, welches wir links liegen ließen wurde die Landschaft dann auch wesentlich hügeliger. Die schroffen Felskanten erinnerten mich an die schwäbische Heimat meiner Mitfahrer. Wahrscheinlich gefiel ihnen deswegen die Gegend auch so übermäßig.

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Idyllische See in den Hügeln

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Von unten sehen die Hügel einfach nicht so steil aus

Da wir der Ansicht waren, heute genug gefahren zu sein, suchten wir im nächsten größeren Ort nach einer Unterkunft. Im Sziget Panzió in Tarján wurden wir dann auch fündig. Ein nettes, kleines Hotel mit Restaurant und Café. An der Hotelbar noch schnell in trauter Runde den Staub aus der Kehle gespült, bevor es daran ging ihn auch noch vom Rest des Körpers zu entfernen. Ein leckeres, ungarisches Abendessen mit entsprechenden Alkoholikas beendeten dann auch diesen Tag.

03.05.2007; Kultur pur

Über Nacht hatte sich das Wetter ordentlich abgekühlt. Es war richtig gehend kalt geworden und es schienen in der Nacht ein paar Tropfen gefallen zu sein. Also beschlossen wir am heutigen Tage es mit etwas mehr Kultur zu versuchen und das Geländefahren etwas hinten anzustellen.
Der Weg führte uns wieder über Landstraßen weiter nach Nordosten, nach Esztergom an die Donau und weiter nach Visegrád ans Donauknie, wo wir uns erstmal die Ausgrabungen und Restaurationen um den Visegráder Königspalast anschauten. Eine Polizei-Kontrolle, kurz davor, behelligte uns nicht weiter, als sie feststellen durften, daß wir eine Gruppe aus mehreren Geländewagen sind – aber warum müssen die immer mich anhalten?.

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Gruppenbild vor dem Herkules-Brunnen

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Überreste des Königspalastes von Visegrád

Danach ging es hinauf auf die Burg Visegrád oberhalb der Stadt. Ein phantastischer Ausblick über die Donau war der Lohn für das Erklimmen etlicher Stufen. Wenn man die Steinmassen der Burg betrachtet und bedenkt, daß diese alle von irgend welchen Menschen dort hinauf geschleppt worden sein mußten, bekommt man doch ein leicht beklemmendes Gefühl.

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Südtor der Burg Visegrád

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Phantastischer Ausblick auf die Donauschleife

Wieder vom Burgberg hinunter ging es dann erst einmal zum vespern (Tour-Bequem: der Name ist Programm!) und dann entlang der Donau bis auf die Höhe von Vác, um dort mit der Fähre über zu setzen. Bei einigen kamen leichte Erinnerungen an den Film Titanic wieder hoch, während andere das “Donau-Knie” bewunderten. 😉

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Die Titanic läßt grüßen
PS. das bei den Füßen sind die hiesigen Rettungsboote…

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Das „Donau-Knie“ 😈

Hinter Vác ging es dann endlich wieder ins Gelände. Über schmale, zugewachsene Waldwege führte unser Weg weiter nach Nordosten und wenn der bescheuerte Vitara-Tank nicht so klein wäre, hätte es noch endlos so weiter gehen können. Stattdessen sind wir also der Landstraße gefolgt, auf der Suche nach einer Tankmöglichkeit. In Ungarn und besonders in so abgelegene Regionen, welche wir nun aufsuchen wollten ist das Tankstellennetz leider nicht so flächendeckend wie von zu Hause gewohnt.
OK, einmal wieder auf Teer und das heutige Ziel auch über solchige Straßen zu erreichen, bleiben wir darauf und fahren geradewegs nach Herencsény, wo uns Swenja und Günter Gruber schon erwarten.

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Im Wald

Die Grubers haben wie vor Jahren durch einen dummen Zufall gefunden: auf der Suche nach einer Unterkunft, folgten wir einer offiziellen Hinweistafel “Panzió”, welche ansich gar nicht da hängen dürfte, da, nach jahrelangem Bürokratie-Krampf, offiziell der Pensionsbetrieb noch gar nicht genehmigt war… Aber wenn die Verwaltung schon mal Fakten geschaffen hatte, war die offizielle Genehmigung dann kein großes Problem mehr. 🙂

Swenja ist studierte Architektin, was man den liebevoll eingerichteten Zimmern auch ansieht – vor allen Dingen die Bäder haben eine in Ungarn kaum vorstellbare Größe – und Günter, studierter Maschinenbau-Ingenieur und Motorrad-Freak, haben sich vor ein paar Jahren ihren Traum erfüllt und sich in Herencsény eine neue Existenz aufgebaut. OK, Günters Herzblut gilt immer noch zweirädrigen Gefährten, aber auch als Vierradler oder gar Fußgänger ist man hier herzlich willkommen. Swenjas Kochkünste verschweige ich jetzt hier lieber, sonst bekommen wir dort nie wieder ein freies Zimmer. 🙂
Vor dem Abendessen erkundeten Heinz (der mit den GV) und ich noch kurz die Umgebung des Ortes, besonders eine Fahrspur zu einen Hügel über dem Ort hatten es uns angetan. [Alle religiös angehauchten Mitleser mögen diesen Ansatz überspringen…] Es handelte sich um einen „Kreuzweg“ zu einer Kapelle und einem gigantischen Kreuz über dem Dorf und da er auch zweispurig angelegt war gingen wir einfach mal davon aus, daß man diesen „Pilgerweg“ auch automobil bewältigten dürften.

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Auffahrt zum Kreuzberg über Herenczény

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Hier geht es steil bergab…

Der Abend klang dann bei einer riesigen Pfanne voller “Hühnerfüße” und einiger tiefschürfenden Gesprächen mit zwei Zweiradlern aus. Obwohl wir uns in unserer Anschauung recht nahe sind, werde ich nie so recht verstehen warum man auf einem Motorrad stehend die Welt erkunden muß, wenn man dies doch auch bequem in einem Vitara-Fahrersitz erledigen kann…

Fortsetzung folgt…

]V[ottek

Ungarn 2007.2

Und hier geht es weiter…

04.05.2007; Zum Weltkulturerbe

Nach einem ordentlichen Frühstück – wobei mir eine Scheibe Wurst immer noch lieber ist, als die beste Marmelade – stand am heutigen Tag das Weltkulturerbe Hollókö auf dem Programm. Aber erst einmal ging es in den Wald, wir waren ja schließlich nicht zum Vergnügen hier. 🙂
Die Wald- und Feldwege zwischen den Ortschaften dienen hier noch ganz normal zur Fortbewegung und sogar die Wanderer grüßen einem noch freundlich.

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Hügeliges Nordungarn

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Zwischen den Waldgürteln, weite Wiesen und Felder

Die zerfahrenen Fahrspuren in den Niederungen zeugten davon, daß es hier wohl nicht so einfach durch zu kommen sei, wenn das Wetter etwas feuchter wäre. So wurden unsere Vitaras in den riesigen Traktorspuren nur etwas hin und her geschüttelt und Wolfgang schwärmte immer wieder vom Frühjahr, wenn diese Wege für seinen Patrol dann genau die richtige Herausforderung seien.
Auf einem Hügel vor unserm Ziel machten wir dann Mittagsrast mit Ausblick auf die Burgruine Hollókö, zu deutsch: Rabenstein.

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Vitara-Posing

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Wer sagt, daß Off-Road etwas mit Entbehrung zu tun hat?

Als ich das erste Mal in dieser Gegend war, sind wir doch glatt an Hollókö vorbei gefahren. Tja, man sollte halt die Reiseführer vor der Reise lesen. Dafür hatten wir damals hübsche Wege im Hinterland gefunden, über die wir uns nun auch wieder an das Dorf heran pirschten. Natürlich kamen wir dadurch von der “falschen” Seite und durften erst mal mit den Geländewagen durchs Ort fahren…

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Eine kleine Furt vor Hollókö

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Infotafel: wer verkauft hier was…

In Hollókö stellten wir dann die Fahrzeuge auf dem Parkplatz ab und erkundeten das Dorf zu Fuß. Die Damen machten sich sogleich auf zu einer Shopping-Tour durch all die Souvenir-, Töpferei-. Strickwaren- und sonstigen Läden, während wir Herren einfach nur so die Schönheit(en) des Ortes bewunderten. Wolfgang als alter Fernmelder musste sich natürlich noch das Ungarische Postmuseum anschauen, aber dann drängte es uns doch zu einen Espresso und einem Palatschinken als Nachspeise.
So kann man einen Nachmittag auch herum bringen.

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Unser Dorf soll schöner werden…

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Burgruine Hollókö über dem gleichnamigen Dorf

Heinz und ich ließen es uns dann auch nicht nehmen noch mal kurz zur Burgruine zu wandern und uns das Gemäuer von innen anzusehen. So ein Bauwerk ist schon imposant, aber ähnlich wie bei der Burg Visegrád, machte ich mir auch hier Gedanken, wie man diese Unmengen von Steine hier hoch gebracht und verbaut hat.
Die Aussicht war einfach nur atemberaubend…

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Von da hinten kamen wir her…

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Höher geht’s nimmer…

Über schnöden Asphalt ging’s dann wieder zurück nach Herencsény, wo Swenja uns wieder mit einem köstlichen Abendessen verwöhnte. Der Abend endete dann wieder bei Benzingesprächen, Diskussionen über Baustatik und Unterhaltungen über Gott und die Welt.
Beim Gang zu meinem Zimmer deuteten dann auch schon unsere Probleme für die nächsten Tage an: es regnete.

05.05.2007; Im Nebel

Vom heutigen Tag gibt es leider nicht so viele Bilder – es gab schlichtweg nichts zu sehen…
Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von den Grubers um weiter in den Nordosten von Ungarn vor zu stoßen. Unser Versuche den Teer zu verlassen wurden leider von der Wetterlage zunichte gemacht, also versuchten wir das Matra-Gebirge auf normalen Straßen zu durchqueren. Aber ab 600 Höhenmetern wurde aus dem leichten Nieselregen eine geschlossene Nebeldecke, so daß man kaum noch die Hand vor Augen erkennen konnte, geschweige denn die Fahrbahn und noch wichtiger deren Rand. Wir waren heilfroh, als es wieder abwärts ging und sparten uns dann auch den Aufstieg zu Ungarns höchsten Berg, den Kékes (1016 m), zumal dort oben der Ausblick sicherlich nicht besser war. Das nächste Mal…
Wieder vom Berg runter, brachten wir noch mal schnell Trubel in eine kleine Pizzeria, da der junge Wirt auf die schnelle eine Hand voll Pizzen zubereiten durfte. Von seinen Suppen hatte er uns ehrlicherweise abgeraten, das diese “aus der Schachtel” seien und für uns nicht gut genug. Die Pizzen schmeckten jedenfalls hervorragend. Auch hier trafen wir wieder auf ein allgegenwärtiges Phänomen: überall trifft man auf Ungarn, welche ein recht gutes Deutsch sprechen und schon mal irgendwo in Deutschland, bevorzugt im schwäbischen Raum, gearbeitet haben. 😉
Nach der Stärkung ging es dann am Rande des Gebirges entlang in Richtung unseres nächsten Etappenziels: Eger (zu deutsch Erlau, die Ungarn sprechen es “Ägger” aus), die Heimat des Erlauer Stierbluts (Egri bikavér).
Nach einer Stadtrundfahrt, zwecks Hotelsuche, quartierten wir und schließlich im Hotel Minaret ein, direkt am Stadtkern und unterhalb der Festung. Von hieraus erkundeten wir dann am Abend das Städtchen zu Fuß und ließen uns dann in einem netten Restaurant zum Abendessen nieder.
Ach ja, es regnete weiter… 🙁

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Der Dobó-Platz in Eger mit der Festung im Hintergrund

06.05.2007;

An Geländefahren war wegen der Nässe nicht zu denken, also verlagerten wir uns und Richtung Südosten in die Hortobágy-Puszta, schon wieder ein Weltkulturerbe. Nach einer Rundtour durch das weite, flache Land, jeder Menge von Störchen, Reihern und sonstigen Vögeln und noch mehr Vogelbeobachtern, machten wir dann an der berühmten neunbögigen Hortobágyer Steinbrücke Mittagsrast in der dortigen Czárda.

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Mittagspause an der Hortobáger Czárda

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Die neunbögige Hortobágyer Steinbrücke

Solchermaßen gestärkt beschlossen wir unser weiteres (Geländewagen-) Glück in der Sand-Puszta südlich von Budapest zu versuchen, da hier oben die Wege einfach nicht vernünftig zu befahren waren.
Ein kurzer Ausflug zu einem Altarm der Theiß bestätigte uns in unserer Auffassung. Obwohl der Untergrund noch nicht durchweicht und somit recht tragfähig war, bildete sich oben eine dünne Schlammschicht, welche wie Schmierseife wirkte und den Weg höllisch glatt machte. Wir fuhren weniger, sondern schlingerten eher unkontrolliert dem Weg entlang. Mit dem schweren Patrol und den beiden leichten Vitaras wollten wir es nicht riskieren uns irgendwo fest zu fahren und die Nacht in der Wildnis verbringen zu müssen.

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Glatt wie Schmierseife

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Der Hölle entronnen

Wieder festen Teer unter den Rädern ging es dann theißabwärts nach Szolnok, wo wir im Hotel Hozam Unterkunft fanden. Unser Abendessen nahmen wir dann nicht ganz so nobel bei einem Mütterchen in einer kleinen Eckkneipe ein, wobei das keinerlei Abwertung sein soll; das Essen war lecker und preiswert, das Preis/Leistungs-Verhältnis war sehr gut.
Mal schauen was der nächste Tag bringen würde, der Wetterbericht sagte etwas von Aufheiterung…

Fortsetzung folgt…

]V[ottek

Ungarn 2007.3

So, weiter geht’s…

07.05.2007; Endlich Gelände

So, der Wetterbericht sah günstig aus – das Regengebiet verflüchtigte sich nach Nordosten und wir wollten nach Südwesten – passt! Die Sonne kam auch schon wieder raus und es versprach ein schöner Tag zu werden.
Noch schnell ordentlich gefrühstückt, bei dem Preis war das einfach ein Muß, die Autos beladen, anschließend noch eine Stadtrundfahrt durch Szolnok und ab auf die Landstraße. Nach wenigen Kilometern nutzten wir dann die erstbeste Möglichkeit in eine kleine holprige Straße abzubiegen, noch ein bisschen Asphalt und dann lag sie vor uns – eine wunderhübsche Sandpiste mit großen Wasserlöchern aber trotzdem noch sehr festen Untergrund. Wie geschaffen für Vitaras und große Buben… 😈

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Hinein! Sprach Wallenstein…

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Lauter strahlende Gesichter

Es dauerte mindesten Zehn Minuten, bis ich das Grinsen wieder aus dem Gesicht bekam 😀 und auch die Störche schauten ganz irritiert.

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Von einem Ohr zum Anderen

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Wilde Tier schauen dich an

Juhu, endlich wieder etwas anderes als Teer unter den Rädern, so könnte ich stundenlang weiter fahren. Kompasskurs Südwest und ab durch die Mitte – Puszta wir kommen!.
Südöstlich von Kecskemét machten wir dann unsere obligatorische Mittagsrast und schauten dabei ein paar herumirrenden Perlhühnern zu. Da ich noch auf keiner Speisekarte in Ungarn Perlhuhn gesehen hatte, fragte ich mich wann und wo die ganzen Viecher angeboten werden…

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Wo geht es hier weiter?

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Antreten zur Mittagspause

Danach setzten wir wieder Kurs Richtung Kecskemét – meinem Vitara dürstete es…
Vollgetankt kämpften wir uns durch die Stadt, um nach einer kleinen Kaffeepause die letzten Kilometer zu unserer heutigen Unterkunft offroad zurück zu legen. Wolfgang hatte Zimmer auf der Sarlóspuszta geordert und so fuhren wir auf weichen Sandpisten und durch lichte, duftende Akazienwälder unser Ziel an.
Sogar BMW nutzt diese Location, so heißt das heute im PR-Neusprech, für ihre Enduro Trainingstouren, was ein Rudel Motorräder bezeugte, welche auf dem Gelände herum standen.

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Lichte, duftende Akazienwälder

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Etwas für die Motorradfreaks

Abendessen auf der Puszta, den Motorrad-Fuzzies beim Briefing zugeschaut und bis zum Rauswurf im Netz gesurft… Ruckzuck war der Abend auch schon vorbei.

08.05.2007; Puszta pur

Daß Siggi und Heinz früher nach Hause mussten war schon vorher klar und daß Erika sich anschließen wollte und Wolfgang und mich dann alleine in Ungarn zurücklassen würde bereitete mir auch keine Kopfzerbrechen. Ansich war der Tag als Ruhetag geplant und wir wollten nur “ein bisschen Gelände machen”, aber die Damen (ich denke Heinz wäre auch noch gerne einen Tag geblieben… :twisted:) hatten beschlossen gleich den Rückweg anzutreten.
So galt es am Morgen Abschied zu nehmen und die nächsten Tage zu zweit zu verplanen. Wolfgang hatte es übernommen, für Gunther Schneider von Ventura-Tours eine Route durch die Puszta und dann weiter über die Donau in Richtung Westen, zu erkunden.
Also noch mal kurz in die Karte geschaut, die Ärmel hoch gekrempelt und los ging’s.
Nach einem Kurzbesuch im hauseigenen Sandloch fuhren wir vorbei an Mangalica-Schweinen und untermotorisierten Gefährten in einem großen Bogen, um einige Naturschutzgebiete herum in Richtung Kiskörös, um die Stadt wiederum in einem Bogen nördlich zu umgehen. Dabei schauten wir neben der Befahrbarkeit der Pisten auch nach Möglichkeiten um bei schlechtem Wetter einen Imbiss im trockenen nehmen zu können.

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Dünen-Feeling in Ungarn

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Wie auf der Abschußrampe

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Mangalica-Schweine – Colesterinfrei und lecker 🙂

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Zwei PS reichen auch – Begegnung der Dritten Art

An der Donau angekommen checkten wir einen idyllischen Picknic-Platz und die Fahrzeiten der Donaufähre. Dann ging es zurück nach Kiskörös um sich dort das Vinum Hotel anzuschauen.

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An der Donau

Das dem Hotel angegliederte Restaurant hatte geschlossen und so begaben wir uns in die Stadt um etwas zum Essen zu suchen. Seltsamerweise fanden wir rund um den Hauptplatz der Stadt sechs Bankautomaten, aber kein einziges Restaurant; als ob man Geld essen könnte…
Eine kleine Pizzeria erlöste uns dann von unserem Hunger. Auf den letzten Metern unseres Heimweges fing es dann an zu regnen – ein schlechtes Omen.

09.05.2007; Eine Schlammschlacht

Es regnete die ganze Nacht und am nächsten Morgen waren dann unsere Autos blank geputzt – dafür lag der Dreck auf dem Hotelparkplatz… 🙂

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Einmal nur Außen bitte…

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Auch die Kleinen machen Dreck

Also gefrühstückt und nichts wie weg und mit der Fähre über die Donau. In Paks fanden wir auch recht schnell den Weg um die Stadt in Richtung Westen zu verlassen, aber die Straßen wurden immer schmaler, bis sie irgendwann in Feldwege übergingen und sich die ersten Wasserlöcher vor uns auftaten. Der in der Karte eingezeichnete Weg war nicht da, wo er sein sollte, also fing die Sucherei an…

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Wolfgang beim verhandeln mit dem Fährmann

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Die ersten Wasserlöcher

Wir nahmen einen Weg nach Nordwesten, am Waldrand entlang. Aber alle unsere Versuche über den angrenzenden Höhenrücken in Richtung Westen zu kommen waren zum Scheitern verurteilt. Die Staubschicht, welche normalerweise die Wege bedeckt, waren durch den Regen zu einer hochfeinen Schlammschicht geworden, so daß die Fahrzeuge wie auf Schmierseife fuhren und zum Teil nicht mehr beherrschbar waren. Zeitweise bewegte sich mein Vitara diagonal vorwärts: Linkes Vorderrad und rechtes Hinterrad hingen in je einer Fahrspur und die beiden übrigen Räder fanden gerade so Halt auf dem Mittelstreifen. Also Rückzug…

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Mehr schlingern als fahren

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Verdiente Kaffeepause

Nach der Tortur hatten wir uns erstmal einen Kaffe verdient. Über Teer ging es dann weiter zu ein paar Teichen, wo es eigentlich nur galt Fünf Kilometer bis zu nächsten Straße zu überbrücken. Ihr könnt es wohl schon ahnen: – Keine Chance! Nach mehreren vergeblichen Versuchen, einmal landete Wolfgang sogar in einem Misthaufen und konnte sich nur mit Mühe und Not dort wieder heraus befreien, gaben wird den Versuch auf – bei dieser Witterung war mit unseren Autos und einem angemessenen Arbeitsaufwand kein Durchkommen!

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So ein Mist…

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Wildsau

Es war einfach zu riskant nur mit unseren beiden Wagen sich in die Schlammhölle zu wagen. Wenn sich Wolfgang mit seinem Patrol festgefahren hätte, hätten wir schon meinen Vitara eingraben müssen um einen verläßlichen Anschlagpunkt für seine Winde zu bekommen. Einen Tag später und ohne zwischenzeitlichen Regen hätte die Sache vielleicht ganz ausgesehen…
Auch einen letzten Versuch brachen wir lieber rechtzeitig ab, heute war einfach nicht unser Tag!

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Rauf war einfacher als runter…

In Högyész reinigten wir unsere Fahrzeuge vom gröbsten Dreck und machten uns, über die neue Donaubrücke bei Szekszárd, auf den Weg nach Nemesnádudvar, wo wir und in der Knáb Panzió angemeldet hatten. Wolfgang und ich waren hier schon ein paar mal zu Besuch und wurden so vom Hausherren freudig empfangen, auch wenn der Ärmste noch mit dem Ausschachten eines Abflußrohrgrabens beschäftigt war.
Am Abend ging es dann du Fuß durch das Kellerdorf zu einem kleinem Restaurant an der Hauptstraße. Auf dem Heimweg fängt man dann, ob des herrlichen Sternenhimmels oder des genossenen Weines, das philosophieren an…

Fortsetzung folgt…

]V[ottek

Ungarn 2007.4

Das Ende naht…

10.05.2007; Ruhetag

Für heute hatten wir beschlossen einen Ruhetag einzulegen und es etwas abtrocknen zu lassen. Wolfgang wollte noch ein paar Dinge am Computer erklärt haben und an seinem Bordrechner waren noch ein paar Feinschliff-Arbeiten zu erledigen. Also machten wir einen faulen Tag und ließen es uns Abends im Muskátli Fogadó gut gehen. Schließlich ist die Gegend bekannt für ihren guten Wein.

11.05.2007; Bugac-Puszta

Am nächsten Morgen ging es dann wieder auf die Piste. Wir mußten uns sputen, da wegen der Kanalbauarbeiten, das Wasser abgestellt werden sollte.
Als erstes testeten wir eine Off-Road-Abkürzung zu der neuen Donaubrücke und siehe da, sie war auch da, wo sie laut Karte sein sollte, obwohl uns Einheimische gesagt hatten, daß es in diese Richtung keinen Weg gäbe. Das Vorstellung davon, was für uns noch genußvoll befahrbar ist und was nicht gehen hier doch manchmal auseinander. Wobei ich zugeben muß, daß wir in den Regenfällen vor zwei Tagen schlechte Karten gehabt hätten.
Südöstlich, direkt hinter Nemesnádudvar liegt die Steilkante des ehemaligen Donauufers, in dem die Unmengen von Weinkellern hinein gebaut wurden und dahinter schließt sich eine weite Landschaft mit grasbewachsenen Sanddünen und lichten Wäldern an. Diese galt es heute zu erkunden.

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Grasbewachsene Dünen

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Weite Wege

Also hinein ins Vergnügen, kilometerlangen, mehr oder weniger gerade aus verlaufenden Wegen folgend, ging es im Zick-Zack gen Osten. Die Wege in dieser Gegend sind meist in 60° Nordost- oder 150° Südost-Richtung gebaut, so daß wir einige Male einen Haken schlagen mußten um unsere Zielrichtung bei zu behalten.
Bei einer Pause bemerkten wir dann auch die moderne Kunst, welche man mit dem Hochdruckreiniger auf eine Motorhaube zaubern kann. 🙂

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Geradeaus

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Moderne Kunst

Unser Kurs schwenkte so langsam nach Nordosten und dann direkt nach Norden, denn wir wollten ja nicht irgendwann in Rumänien heraus kommen. Über Kiskunmajsa, wo Wolfgang vergeblich nach einem Frisör für seine Lockenpracht Ausschau hielt, ging es die letzten Kilometer auf einer Sandpiste am Rande des Biosphärenreservats Bugac-Puszta neben einer Bahnlinie entlang. Die Strecke ist nicht ganz ungefährlich, das Sand ist teilweise recht tief und vor Jahren durften wir hier schon mal einen Deutschen mit seinem festgefahren PKW bergen. 😈
Wolfgang freute sich, das erste Mal bei seinen vielen Besuchen hier, jetzt auch mal einen Zug auf der Strecke zu sehen…

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So sieht es aus, wenn eine Schafherde die Wege frisch präpariert hat

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Achtung, die Gleise werden noch genutzt

Ansich wollten wir in der Karikás Csárda am Eingang zum Nationalpark nur einen Kaffee trinken und einen Nachtisch essen, aber es gefiel uns hier sehr gut und wir waren ja auch schon genug gefahren, so daß wir nach Zimmern fragten. Siehe da, es war noch zwei Ferienwohnung in einer kleinen Hütte frei und nach kurzer Besichtigung entschieden wir heute hier zu bleiben. Direkt am Rande der Puszta, in einer herrlichen Ruhe und Stille…
Wolfgang fuhr noch mal kurz ins Städtchen und ich beackerte meinen Laptop – Mist, schon wieder kein WLAN, na ja, es währe auch verwunderlich gewesen…

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Wilde Fahrt

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Unsere bescheidene Hütte

Das Abendessen nahmen wir dann in der Czárda ein, umschwirrt von einem Dutzend Schwalben, welche im Dachgebälk ihre Nester gebaut hatten und ständig laut schimpfend uns um die Köpfe kreisten. Zum krönenden Abschluß des Abend setzten wir uns noch mit einer Flasche guten Rotwein bei Kerzenschein auf unsere Terrasse, hörten den Fröschen und Grillen zu und redeten noch ein wenig über Gott und die Welt…

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Ausblick

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Genießer

Frösche und Grillen…

12.05.2007; Back to the roots

Ächz, Anfang Mai kühlt es auch in Ungarn noch erheblich ab und die 1,60 m langen Bettdecken sind auch für die Einheimischen viel zu kurz, na ja, vielleicht für Italiener… 😉 Ich habe dann einfach die vom Nachbarbett mit genutzt – bevor ich friere…
Zum Frühstück hatten wir einen Käse-, Wurst- und Schinkenteller und Marmelade bestellt. Für knapp 8,- Euro bekamen wir ein halbes Schwein aufgefahren, daß ich ihn fast nicht geschafft hätte… 🙂
Von Bugacpuszta sollte es wieder nach Norden zur Sarlospuszta gehen, wo wir schon vor ein paar Tagen genächtigt hatten. Wolfgang wollte sich am Sonntag dort mit einer Reisegruppe von Ventura-Tours treffen und ich würde dann von dort aus die Heimreise antreten.
Nach dem wir uns mal kurz in die Äcker südlich von Kecskemét verirrt hatten (bäh wie langweilig), ging es wieder zurück in die Puszta – weite, ebene Grassteppen, unterbrochen nur von ein paar lichten Wäldern – einfach phantastisch.

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In den Feldern

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Schafherde voraus

In den Wälder findet man bewirtschaftete Höfe genauso wie die Ruinen längst verfallener Ansiedlungen – schaurig schön.

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Bewirtschafteter Pferdehof mit schönen Tieren

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Hier war auch schon mal mehr los

Und zwischendrin immer mal wieder einen unendlich langen Sandweg oder eine Graspiste über eine Weide.
Leider fing es an zu nieseln, aber der Sandboden schluckt erstmal so einiges an Feuchtigkeit, bevor es schwierig wird. Die
gelegentlichen Passagen auf Graswegen waren da schon ein bisschen kniffliger. Wir beschlossen, daß wir für heute Off-Road gefahren seien…

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Der Weg nimmt kein Ende

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Die Anderen fahren hier auch durch

Gerne wäre ich noch zu den Sanddünen von Fülöphaza gefahren oder auch sogar gewandert, aber irgendwie fanden wir den richtigen Einstieg nicht. Na egal, für das nächste Jahr wollen wir ja auch noch Aufgaben haben. Über Asphalt fuhren wir nach Lajosmizse um die Autos zu tanken und ein paar Vorräte und Souvenirs einzukaufen. Wolfgang warf 2.000 Forint in den Hochdruckreiniger um sein Fahrwerk und die Bremsen wieder schlammfrei zu bekommen und ließ es sich auch nicht nehmen meinen Vitara zu beackern. Draußen bildeten sich schon Warteschlangen… 🙂
In einem kleinen Restaurant nebenan aßen wir zu Abend um dann zur Übernachtung auf die Sarlospuszta zurück zu kehren. Daß das keine schlechte Idee gewesen war sahen wir dann an dem chaotischen Hochbetrieb der auf der Puszta herrschte.

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Ihhhh, was glänzen die Autos

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Ein Sandhügel voller Schwalben

Im Hotel durfte ich dann noch Dolmetscher spielen. Ein älteres amerikanisches Ehepaar war mit ihrem erwachsenen Sohn angereist und das Mädel an der Rezeption konnte zwar sehr gut Deutsch, aber kein Englisch und ihre Kollegin war nicht zu erreichen – so durfte ich zwischen ihr und den Amis vermitteln.
Interessant was es so alles gibt: Der Vater des Ehefrau kam aus einem Nachbarort und war 1910 als Fünfjähriger in die Staaten ausgewandert und nun waren sie überhaupt das erstemal in Ungarn um nach noch lebenden Verwandten zu suchen. Von ihrer Mutter hatten sie woanders noch ein paar Cousinen gefunden, aber von der väterlichen Verwandtschaft – keine Spur. Aber sie waren ja auch heute erst hier eingetroffen und wollten sich die nächsten Tage noch mal auf die Suche machen. Auf die Frage nach anderen Beschäftigungsmöglichkeiten, außer der Spuren suche, verwies ich sie auf das touristische Programm der Umgebung: wandern, reiten, Kutschen oder Quad fahren und den Besuch einer Pferdeshow mit ungarischen Cowboys – was sie sehr erstaunte, dachten sie doch bis dahin daß es nur im Amerika Rinderhirten zu Pferde gäbe… 🙂
Mit Wolfgang leere ich noch ein oder zwei Fläschchen Wein und die Betreuer der Motorrad-Ritter erzählten uns etwas über die Ausfallquote ihrer Schützlinge. Tja, zweirädrig Sandfahren geht ganz schön auf die Kondition und Ruck-Zuck liegt man im selbigen und hat sich den einen oder anderen Knochen gebrochen… Ich bleibe da lieber bei meinem Vitara…

13.05.2007; Heimfahrt

Heute ging es ans Abschied nehmen. Meine neuen amerikanischen Freunde waren auch sehr traurig, als ich ihnen eröffnete, daß ich mich auf den Nachhauseweg machen mußte. Keine Ahnung ob sie noch einen Kulturschock bekommen haben, als sie erfahren durften, daß auch noch andere Nationen mit Pferden umgehen können. 🙂
Wolfgang konnte ich getrost zurücklassen, spätesten am Nachmittag würden die ersten Teilnehmer und Helfer der nächstwöchigen Tour eintreffen. Also “Tschüss” gesagt und ab auf die Piste gen Heimat, noch schnell so eine blöde Autobahn-Vignette gekauft und ab auf die Autobahn – satte 1.000 Kilometer ödes Asphaltband lagen jetzt noch vor mir.
Um 10:15 Uhr bin ich losgefahren und war 11,5 Stunden später um 21:45 Uhr endlich zu Hause – boah, ich war geschafft!

Fazit

Nächstes Jahr wieder ❗

Hier noch eine Karte, damit man sich vorstellen kann, wo wir da herum gekurvt sind.
Je heller der Track, desto schneller waren wir unterwegs

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Ungarn 2007 (<-- hier klicken für Google Earth .KML-Datei)

Ende Gelände…

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